Theatertherapeutische Praxis Neue Wege       Ulrike von Schweinitz, Theatertherapeutin (DGfT), Theaterpädagogin  und Singleiterin
                  Brandenbuschstr. 6, 44805 Bochum, Telefon: 49- 1577- 46 20 700

Blog-Layout

Von der Grundbildung Theaterpädagogik zur Ausbildung Theatertherapie

Ulrike Von Schweinitz • 26. August 2024
Im Internet erforschte ich den Beruf der Drama- und Theatertherapeutin ausgiebig und stieß dabei auf die Deutsche Gesellschaft für Theatertherapie (DGfT). Ihre Ausbildungsinhalte und die beschriebene Durchführung sprach mich an und ich meldete mich zu einem Zulassungstermin an.
Puuh, ich war so aufgeregt, ob ich den Anforderungen gewachsen sein werde und die an mich gestellten  Aufgaben erfüllen kann.

Es kam eine buntgemischte Truppe  zusammen: Schauspieler, Theaterpädagogen, eine Pastorin, Pflegekräfte u.v.m.
Viele der Übungen ähnelten, denen vom Grend. Das Vertraute ließ mich ruhiger und zuversichtlicher werden. Was ich einmal geschafft hatte, würde ich nun wiederholen können.

Und dann kam die positive Überraschung, denn wir durften uns Requisiten aussuchen. Ob Tuch, Hut oder ein Stock- ich konnte wählen und fühlte mich gleich sicherer.

Requisiten kannte ich von der Theaterpädagogik nur wenig bis gar nicht und ich hatte sie immer vermisst. Ich konnte mich vergessen, wenn ich eine Clownsnase trug oder ein Schwert in der Hand hielt. Eine herrliche Erfahrung.

Ja- hier war ich richtig. Hier spielte ich Theater, um Erfahrungen zu machen und nicht, um einem Publikum zu gefallen. Ich war aufgefordert mich zu spüren, meine Grenzen zu erkennen, meine Wahrnehmungen und Gefühle zu artikulieren, aber auch sie mit Vergangenem zu verknüpfen und neues Verhalten daraus zu erproben.

Drei Jahre lang trafen wir uns etwa alle 6 Wochen von mittwochs bis sonntags zu einem Ausbildungswochenende. Dazwischen gab es Lern- und Intervisionsgruppen, wir machten ein Praktikum und jeder absolvierte zum Ende der Ausbildung ein supervisorisch begleitetes Praxisfeld, schrieb darüber eine Abschlussarbeit und dann wurden wir noch in einem praktischen Kolloquium geprüft.

Ich habe so viele wertvolle Erfahrungen machen können:
Einmal spielten wir eine Szene auf einem Schloss, dass ein Ritterfest ausrichten sollte.
Damals entschied mich für die Rolle der Magd. In meiner Figur wurde mir schnell langweilig und ich fragte mich als Magd, was das ganze Chaos um mich herum wohl bedeuten sollte. War da nicht ein Ritterfest auszurichten?
Aber die Situation barg auch Unvorhersehbares, denn keiner beachtete mich. So konnte ich meinen langgehegten Traum wahr werden lassen und endlich das Bett des Königs und der Königin ausprobieren. Oh, wie schön weich die königlichen Matratzen waren, wie warm die Decken und dann die Ruhe in diesen Gemächern. Aller Trubel war schnell vergessen… bis plötzlich der König in der Tür stand. Der Schreck war groß. Ich befürchtete eine große Strafe. Aber das Gegenteil traf ein. Der König legte sich zu mir und vertraute mir seine Sorgen an.

In der Reflexion erkannte ich, dass ich mich niemals für die Rolle eines Königs oder einer Königin entschieden hätte, obwohl die Lust darauf sehr groß gewesen war. Aber ich traute mir diese Rolle noch nicht zu. Doch letztendlich nahm ich die Position dann ja doch irgendwie ein.

In einer anderen Situation wurde ich erschossen und beerdigt. Eine krasse Erfahrung. Aber hätte ich wirklich sterben müssen? Hätte ich die Geste meiner Kommilitonin annehmen müssen? Nein! Niemand hatte mir gesagt, dass der Schuss tödlich verlaufen sollte. Aber ich hatte mich entschieden, zu sterben, weil ich keine andere Lösung präsent hatte.
Eine wichtige Erkenntnis für mich, denn das hieß : ich kann eigene Wege gehen, kann für mich sorgen und entscheiden. Das war anders als es mir in frühster Kindheit beigebracht wurde.

Die Rolle der Pippi Langstrumpf hat mich ihre Kraft und Stärke spüren lassen. Ich hatte so viel Freude in mir, nichts und niemand konnte mich davon abbringen. Das war wundervoll und mein Herz konnte sich öffnen.
Danach wurde ich oft für Kinderrollen ausgesucht. Das fand ich befremdlich. War ich noch so naiv und kindlich? Hatte mich meine Vergangenheit nicht erwachsen werden lassen?

Meine Ausbilderin sagte daraufhin, dass ich mir meine kindliche Neugier und Freude bewahrt habe und deshalb für diese Rollen ausgewählt wurde.
Natürlich nahm ich im Laufe der Ausbildung noch viele andere Figuren ein, aber die alle zu beschreiben, würde diesen Rahmen sprengen.

Eine besonders wertvolle Aufgabe war für mich, immer wieder meine Haltung gegenüber Klienten zu definieren. Manchmal war ich genervt davon, aber mit jeder Definition wurde mir meine Position klarer und bewusster. Dafür bin ich heute sehr dankbar.

Abschließend kann ich auf jeden Fall sagen, dass ich eine sehr fundierte Ausbildung genossen und mich auf meine zukünftige Arbeit gut vorbereitet gefühlt habe.
Noch heute arbeite ich sehr gerne in meinem Beruf. Ich mag seine Vielfältigkeit, den großen Methodenkoffer, die Kreativität und das große Wachstumspotential, dass die Theatertherapie in sich birgt.

Fortsetzung folgt...

Share by: