Endlich! Was freute ich mich, nicht mehr mit meinem Requisitenkoffer in der Gegend herumfahren zu müssen und in Räumlichkeiten zu arbeiten, die z.T. sehr klein oder chaotisch zugestellt waren.
Es war ein großes Geschenk, dass der größte Teil der Teilnehmenden, der meine Gruppen bereits besuchten, mitgekommen ist, obwohl der Weg für sie jetzt mühsamer war. Es zahlte sich aus, dass wir auf eine gute Verkehrsanbindung Wert gelegt hatten.
Das Zentrum konnte sich in den nächsten Jahren in Gerthe gut etablieren. Auch wenn immer wieder Menschen vor der Eingangstür standen und Briefmarken kaufen wollten. Aber nach 13 Jahren haben sich die Gerther daran gewöhnt und wir hatten schon lange keine Postsuchenden mehr.
Von Beginn an wollte ich die Räumlichkeiten mit kreativen Angeboten füllen. Theater, Kunst, Musik, Schreiben und Tanz sollte sich vereinen und damit den Menschen die Möglichkeit geben, sich zu entfalten.
In Krisenzeiten fühlen wir oft viel Chaos in uns und finden manchmal keinen Weg heraus. Verzetteln uns in Gedankenschleifen. Wissen nicht, ob wir rechts oder links oder vielleicht doch geradeaus gehen sollen. Manchmal bleiben wir in diesen Momenten stehen und verharren.
Da hilft es kreativ zu werden. Seinem Innenleben einen Ausdruck zu geben. Ob mit Farbe, Stift, Stimme oder dem tanzenden oder spielenden Körper.
Die Starre und das Chaos können sich in diesen künstlerischen Prozessen lösen, wir wieder optimistischer in die Zukunft blicken und unsere schlummernden Ressourcen wiederentdecken.
Gerade jetzt in diesem Moment, während ich diese Worte schreibe, hilft mir meine Ressource, das Schreiben. Ich kann meine Gedanken sortieren und mich sammeln. Denn wieder einmal stehe ich vor einer großen Veränderung in meinem Leben und weiß noch nicht genau, wo ich landen werde, wohin mich mein Weg führen wird. Das Schreiben hilft mir, ruhig zu bleiben und vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken, weil ich mir nah bin und mich fühlen kann.
Vor etlichen Jahren wollte ich einmal als Flötistin einem Laien- Kammerorchester beitreten. Der Dirigent fand meine Entscheidung gut, brauchte aber eigentlich eine Oboistin. Querflötenspieler gibt es einfach sehr viele. Er fragte mich damals, ob ich nicht Oboe lernen könnte und neugierig, wie ich bin, meldete ich mich zum Unterricht an. Der Oboenlehrer war begeistert. Meine Fortschritte und der Klang der Oboe enorm. Aber mir war beim Spielen schwindelig, hatte Probleme mit der Atmung. Gleichzeitig ging mein Ansatz für die Flöte verloren.
Unglücklich saß ich zwischen zwei Stühlen und wusste nicht, wie ich mich entscheiden sollte. Damals machte die Flöte das Rennen.
Jetzt ist es etwas anders. Ich möchte mich nicht entscheiden, sondern die Theatertherapie/Pädagogik und die Medialität miteinander vereinen. Noch scheint mir ein Schritt dafür zu fehlen.
Gut möglich, dass ich angehalten bin, erst nochmal Blockaden aus der Vergangenheit zu lösen. Mich ein weiteres Mal, diesmal aber aus einer anderen Perspektive meinem Trauma zu stellen, um noch klarer darüber zu werden.
Während des Lesens meinen Blogs, wunderst du dich vielleicht, wohin dich meine Gedanken heute mitgenommen haben. Gerade noch schreibe ich über die Gestaltung des Zentrums und schon bin ich in meinem eigenen Prozess. Ja, genauso funktioniert das und ich bin darüber sehr dankbar. Über den Aufbau des Zentrums werde ich dir wohl in einem späteren Blog berichten. Hier passt es für mich nicht mehr hin.
Danke, dass ich meine Gedanken mit dir teilen kann.
Fortsetzung folgt...