Theatertherapeutische Praxis Neue Wege       Ulrike von Schweinitz, Theatertherapeutin (DGfT), Theaterpädagogin  und Singleiterin
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Theaterspielen als Ressource

Ulrike Von Schweinitz • 26. Juli 2024

Gibt es eine sinnvolle Aufgabe für mich?

Huch, was war das? Ich war plötzlich in einer Art Parallelwelt. Das erschreckte mich so sehr, dass ich meinen Kopf schüttelte. Ich wollte das Bild loswerden, weil ich doch wusste, dass eigentlich mein Hund vor mir liegt. Aber das reale  Bild der Frau im Schaukelstuhl blieb. Erst nach dem zweiten Schütteln war sie verschwunden. Heute weiß ich, dass ich sie aus Angst weggeschickt hatte. 
 
Meine Freundin reagierte total cool, als ich ihr von der Begegnung berichtete. Sie fragte mich damals: „Und? Was hat sie gesagt?“ Eigentlich hatte ich mehr damit gerechnet, dass meine Freundin mich für verrückt und psychotisch erklärt. Aber warum sollte sie. Sie selbst hatte mir doch von diesen Phänomenen erzählt.

Die Vorstellung, dass ich mit der Frau gesprochen haben könnte, überforderte mich selbst in meiner Fantasie. Es war fast nicht auszuhalten- diese Weite, diese Dimension. Ich hatte den Eindruck, dass ich mich verlieren könnte.

Diese unglaublich liebevolle Frau tauchte dann auch bis heute nicht mehr auf. Aber ihr Blick und ihre Ruhe haben sich in mir manifestiert. Ist sie dann vielleicht doch noch bei mir? Was wollte sie von mir? Heute habe ich das Gefühl, dass sie mir sagen wollte, dass sie Zeit hat- ich Zeit habe, mich zu entwickeln.

Mein Weg ging danach zunächst ganz irdisch weiter. Ich fragte mich, was ich mit meinem Leben Sinnvolles anstellen könnte. In meinen ursprünglichen Beruf konnte ich nicht zurück. Aber wohin sollte mein Weg gehen?
Oh, was war ich oft ungeduldig. Und ich probierte so viel aus. Für eine Elterninitiative kochen…, Kuchen im Glas auf dem Markt verkaufen…,  für einen alleinstehenden Mann gesund kochen… und vieles mehr. Am Anfang waren alle Tätigkeiten spannend, aber schnell langweilte mich meine Aufgabe. Und ich probierte das nächste.

Den Kindern ging es mittlerweile gut. Mein Bewusstwerdungsprozeß hatte auch sie wachsen lassen. Ich glaube, sie bekamen mehr Luft und ihre fröhlichere und selbstbewusstere Mutter hat auch sie mutiger werden lassen. Es war eine sehr glückliche Zeit.

Dann erinnerte ich mich irgendwann an einen bunten Nachmittag in einem Elterngesprächskreis. Wir führten uns gegenseitig kleine Sketche vor. Ich ließ mich von den Verkleidungen und Dialogen in eine andere Welt hineinziehen. Aus tiefstem Herzen konnte ich lachen und Bedrückendes vergessen. Es war herrlich und so kraftspendend.

Jetzt wusste ich wieder, was mir als Kind so viel Spaß gemacht hatte. Das Verkleiden und in andere Rollen zu schlüpfen, hatte mich schon in frühster Kindheit aus der Enge befreien können.
Heute weiß ich, dass ich eine Ressource von mir wiederentdeckt habe.

...Fortsetzung folgt

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